Ursprünglich galt ich zwar als Zierpflanze, aber die Menschen haben schnell gemerkt, dass ich nicht nur schön ausschaue, sondern auch ausgesprochen gut schmecke.
Meine eigentlichen Wurzeln habe ich vermutlich in Indien. Bevor ich nach Europa kam, war ich ein richtiger Weltenbummler. In China wurde ich schon etwa 500 vor Christus angepflanzt. Auch in der Türkei, in Thailand und in den arabischen Ländern weiß man meine Vorzüge zu schätzen. Besonders beliebt bin ich übrigens auch noch in der buddhistischen Küche.
Als die Araber im 13. Jahrhundert nach Europa kamen, haben sie mich vorsorglich mitgenommen, denn ich bin auch ein Hüter der menschlichen Gesundheit: 100 Gramm meines Fruchtfleisches haben nur 17 Kalorien. Ich helfe dem Menschen bei Rheuma, Venenleiden, zu hohem Cholesterin und Herz- und Kreislaufbeschwerden. Mitte des 16. Jahrhunderts hielt ich dann Einzug in Italien. Dort gefällt es mir ausgezeichnet. Das Klima verwöhnt mich, hilft mir beim Wachsen und Gedeihen in den Gärten. Vor allem aber schätzen die Italiener meine Qualitäten. Weil sie mich deswegen regelrecht verehren, machen Sie aus mir immer ein Festmahl, das mich besonders gut zur Geltung bringt.
In Italien und Österreich heiße ich übrigens „Melanzane“. Mich gibt es in vielen verschiedenen Formen und Farben: Gelb, weiß, orangenrot, grün, grün-weiß oder marmoriert. Ich bin kugelig, glockenförmig, keulenförmig, schlangenförmig, länglich und eiförmig. Bevor ich geerntet werden kann, erfreue ich die Menschen mit meinen Blüten in kräftigen Blau-, Rosa- und Violetttönen. Wenn man mich verzehrt, sollte man es mit der Schale tun, denn darin habe ich meine wertvollsten Inhaltstoffe versteckt.
Sind Sie nun neugierig geworden und möchten mich besuchen? Dann müssen Sie nicht in die Ferne reisen. Ich habe es mir zwischenzeitlich auch am Bodensee, auf der Insel Reichenau, gemütlich gemacht, wo mich die Gemüsegärtner im Gewächshaus bei 25 bis 30 Grad hegen und pflegen. Ach ja, was ich Ihnen noch als letzten Ratschlag mitgeben will. Wenn ich geerntet bin und Sie mich mit nachhause nehmen, dann halte ich im Kühlschrank locker eine Woche durch. Eine Bitte habe ich allerdings: Äpfel und Tomaten in meiner Nähe mag ich gar nicht, weil ich auf ihr Reifegas sehr empfindlich reagiere.